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Webdesign

Barrierefreiheit im Web – Wie gestaltest du deine Seite inklusiv?

  • März 10, 2025

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Das Internet gilt oft als Inbegriff von Offenheit und freiem Informationszugang. Dennoch ist längst nicht jede Website für alle Menschen gleichermaßen nutzbar. Wer eine Seheinschränkung hat, wer nur die Tastatur statt der Maus verwenden kann oder wer auf Screenreader angewiesen ist, stößt nach wie vor auf Hürden. Barrierefreiheit – im Englischen oft mit „Accessibility“ bezeichnet – zielt darauf ab, diese Barrieren abzubauen, damit jeder uneingeschränkt auf Inhalte zugreifen kann. Dabei geht es keineswegs nur um spezielle Randgruppen. Eine inklusive Gestaltung kommt letztlich allen Nutzern zugute und verbessert die allgemeine Benutzerfreundlichkeit.

Warum Barrierefreiheit?
Die Gründe für Barrierefreiheit sind vielfältig. Einerseits ist es eine ethische Verantwortung, digitale Angebote zu schaffen, die niemanden ausgrenzen. Andererseits gibt es in vielen Ländern klare gesetzliche Vorgaben, die öffentliche Stellen, aber auch Unternehmen dazu verpflichten, ihre Webauftritte barrierefrei zu gestalten. Doch selbst abseits von Gesetzen und moralischem Anspruch profitieren Seitenbetreiber von einer größeren Reichweite, wenn ihre Inhalte für alle zugänglich sind. Eine Website ohne Barrieren kann zusätzlich bei der Suchmaschinenoptimierung punkten, da sie meist besser strukturiert ist und dadurch leichter von Google erfasst wird.

Grundlagen: Was bedeutet Barrierefreiheit im Web?
Barrierefreiheit im Web bezieht sich auf alle Aspekte, die Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen berücksichtigen. Das kann eine Sehbehinderung, eine Hörbehinderung, motorische Einschränkungen, kognitive Beeinträchtigungen oder andere Formen der Behinderung umfassen. Doch auch ältere Menschen oder Nutzer mit temporären Einschränkungen (zum Beispiel ein gebrochener Arm, wodurch die Mausbedienung erschwert wird) profitieren von einer inklusiven Gestaltung. Barrierefreiheit umfasst unter anderem hohe Kontraste, klare Navigationsstrukturen, skalierbare Schriftgrößen und Alternativtexte für Bilder. Wichtig ist, dass man diese Punkte nicht als Zusatzoption versteht, sondern von Beginn an in die Konzeption einbindet.

Semantische Struktur für Screenreader
Ein wesentlicher Baustein der Barrierefreiheit ist die korrekte semantische Struktur einer Seite. Screenreader, die beispielsweise von blinden oder sehbehinderten Menschen verwendet werden, lesen den HTML-Code aus und geben die Inhalte auditiv wieder. Damit dies reibungslos funktioniert, sollten Überschriften als echte H1-, H2-, H3-Tags ausgezeichnet sein und nicht nur optisch hervorgehoben werden. Listen sollten das ul- oder ol-Tag verwenden, Tabellen ausschließlich für tabellarische Daten eingesetzt werden. Auf diese Weise kann ein Screenreader erkennen, wo ein Abschnitt endet und ein neuer beginnt, oder welche Informationen tabellarisch zusammengehören.

Kontrast und Farbwahl
Kontraste sind essentiell, damit Text und andere wichtige Elemente unabhängig von der Sehkraft gut erkennbar sind. Gerade bei farbigen Schriftarten auf farbigen Hintergründen kann es schnell passieren, dass zu wenig Kontrast besteht. Um sicherzugehen, dass man den Anforderungen etwa der WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) genügt, kann man spezielle Tools nutzen, die das Kontrastverhältnis ermitteln. Oft reichen bereits kleine Anpassungen in der Farbsättigung oder Helligkeit, um die Lesbarkeit spürbar zu erhöhen. Auch sollte man sich nicht allein auf Farben verlassen, um wichtige Informationen zu vermitteln. Wenn zum Beispiel ein Warnhinweis in roter Schrift erscheint, ist es ratsam, diesen Hinweis zusätzlich mit einem Symbol oder einem erklärenden Text zu kennzeichnen, damit farbenblinde Personen ihn trotzdem wahrnehmen.

Bedienelemente und Tastaturnavigation
Für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen kann die Bedienung einer Maus eine Hürde darstellen. Daher sollte jede Website vollständig über die Tastatur navigierbar sein. Das bedeutet, dass Buttons, Formulare und Links in einer logischen Reihenfolge per Tabulatortaste ansteuerbar sind. Auch sollte deutlich erkennbar sein, welches Element gerade den Tastaturfokus hat, damit sich Nutzer nicht „verlieren“. Besonders bei Drop-down-Menüs oder komplexen Formularen lohnt es sich, frühzeitig zu testen, ob die Navigation tatsächlich reibungslos funktioniert. Ein einfacher Selbsttest besteht darin, die eigene Website nur mit der Tastatur zu bedienen und zu prüfen, ob dies problemlos möglich ist.

Alternativtexte und Untertitel
Bilder sind ein zentrales Gestaltungselement im Web. Doch was ist, wenn jemand nicht sehen kann, was auf einem Bild dargestellt ist? Genau hier setzen Alternativtexte (Alt-Texte) an. Sie beschreiben den Inhalt des Bildes und werden von Screenreadern vorgelesen. Wichtig ist, dass die Beschreibung zweckdienlich ist. Ein rein dekoratives Bild benötigt oft keinen langen Alt-Text, wohingegen ein erklärendes Schaubild eine aussagekräftige Beschreibung bekommen sollte. Ähnlich verhält es sich bei Videos: Nicht jeder kann den Ton hören oder versteht die Sprache. Untertitel oder Transkripte helfen, die Inhalte zugänglich zu machen. Auch hier handelt es sich nicht nur um ein Serviceangebot für Gehörlose oder Schwerhörige, sondern kann beispielsweise auch in lauten Umgebungen hilfreich sein.

Formular-Design und Fehlermeldungen
Formulare stellen immer wieder Stolpersteine dar. Barrierefreie Formulare sollten beschriftet sein, damit ein Screenreader erkennt, welches Eingabefeld wofür vorgesehen ist. Hierzu dient das label-Tag, das mit dem entsprechenden input-Feld verknüpft wird. Fehlermeldungen sollten klar formuliert sein und nicht nur in roter Schrift erscheinen, sondern möglicherweise durch Icons oder Textzusätze hervorgehoben werden. Wer ein Bildschirmleseprogramm nutzt oder nicht gut sehen kann, muss verstehen können, warum die Eingabe fehlgeschlagen ist. Kurze, prägnante Anweisungen helfen, Fehler zu vermeiden und erhöhen insgesamt die Nutzerfreundlichkeit.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Standards
In vielen Ländern existieren Richtlinien oder sogar Gesetze, die Websites zur Barrierefreiheit verpflichten. In der EU etwa ist die Richtlinie (EU) 2016/2102 zu nennen, die für öffentliche Einrichtungen verbindliche Vorgaben macht. Auch die WCAG spielen eine wichtige Rolle als international anerkannter Standard. Für Unternehmen kann die Nichtbeachtung nicht nur Imageprobleme nach sich ziehen, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Allerdings sollte man Barrierefreiheit nicht nur als lästige Pflichtübung sehen, sondern als Chance, den eigenen Webauftritt zu verbessern und neue Nutzergruppen zu erschließen.

Fazit: Inklusion als Qualitätsmerkmal
Wer Barrierefreiheit von Anfang an in den Designprozess einbezieht, profitiert von einer Website, die benutzerfreundlicher ist – für alle Besucher. Viele Maßnahmen wie klare Strukturen, deutliche Kontraste oder gut lesbare Schriften erhöhen die allgemeine Zufriedenheit und halten Besucher länger auf der Seite. Gleichzeitig zeigt man soziales Verantwortungsbewusstsein und kann sich von Mitbewerbern abheben, die in diesem Punkt noch nicht so weit sind. Barrierefreiheit ist somit kein Add-on, sondern ein Qualitätsmerkmal, das den Kern jedes guten Webdesigns ausmachen sollte. Letztlich trägt eine inklusive Haltung dazu bei, das Netz ein Stück weit gerechter zu gestalten und die universelle Idee des Internets zu verwirklichen: Informationen für alle zugänglich zu machen.

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